Am 26. November 2022 berichtet der Berchtesgadener Anzeiger:
Projekte der Pamir-Hilfe bringen neuen Schwung nach Basid
Vereinsgründung vor zehn Jahren – Hochbetrieb in Krankenstation und Kindergarten – Nur bei der Wasserversorgung hakt es noch
Berchtesgaden/Basid – Seit der Berchtesgadener Verein Pamir-Hilfe vor knapp zehn Jahren ins Leben gerufen wurde, hat sich viel getan im tadschikischen Bartang-Tal. Die zahlreichen Hilfsprojekte des Vereins haben vor allem ins kleine Dorf Basid neuen Schwung gebracht. In der Krankenstation und im Kindergarten, beide maßgeblich vom Verein finanziert, herrscht Hochbetrieb und auch die anderen Kleinprojekte wie eine Hühnerfarm und eine Dorfkneipe laufen rund. Davon konnten sich das Schönauer Ärztepaar Gisela und Peter Bondes, seit Jahren die treibenden Kräfte des Vereins sowie Vereinsmitglied Franz Grois bei einem Besuch überzeugen. Nur beim Aufbau einer zuverlässigen Wasserversorgung hakt es immer noch.
Begleitet wurden die Berchtesgadener von zwei befreundeten Zahnärzten sowie vom Priener Optiker Michael Staudt. Der will den Einheimischen beibringen, wie man Brillengläser schleift, damit sie sich hier künftig selbst helfen können. Und die beiden Zahnärzte hatten freilich alle Hände voll zu tun, denn in Sachen Zahngesundheit herrscht im Bartang-Tal Nachholbedarf. In Basid gab es darüber hinaus ein großes Wiedersehen mit zahlreichen Freunden, die aus verschiedenen Richtungen angereist waren. Sie alle haben ein gemeinsames Ziel: die Lebensbedingungen im Bartang-Tal zu verbessern.
Dass der Verein Pamir-Hilfe in den vergangenen zehn Jahren hier einiges erreicht hat, spürte man auch beim aktuellen Besuch wieder deutlich. »Die Krankenstation läuft gut und im Kindergarten sind im Moment 20 Kinder angemeldet. Manche Kinder kommen aus den Nachbardörfern, weil es hier so viel mehr Platz gibt als dort«, sagt Vereinskassierin Gisela Bondes.
Darüber hinaus gibt es im Dorf jetzt schon drei Hühnerfarmen, die von Frauen betrieben werden. Und auch die vom Verein mitfinanzierte Dorfkneipe ist eine Erfolgsgeschichte. Hier bekommen Fernreisende sogar mitten in der Nacht einen Teller Suppe, wenn sie sich vorher anmelden. Auch die Kardiermaschine zur Verarbeitung von Wolle ist ständig in Betrieb. Mit der Wolle füllen die Einheimischen beispielsweise ihre Schlafmatten. Außerdem können sie nun ihre Socken mit eigener Wolle herstellen.
Nicht weniger zufrieden ist man mit dem Marmeladenprojekt. Mit Unterstützung der Pamir-Hilfe kaufen die Frauen die Gläser, den Zucker und die Aprikosen zur Herstellung der Marmelade, die anschließend im ganzen Tal verkauft wird. Dann gibt es noch das Nähmaschinenprojekt und das Gewächshausprojekt. In dem Gewächshaus, das aktuell noch gebaut wird, will man künftig frühzeitig die Pflänzchen ziehen, damit man früher ernten kann. Ein anderer Einheimischer betreibt eine Betonsteinpresse, für die er vom Verein einen Kredit bekommen hat, und wieder ein anderer eine Forellenzucht. »Es sind viele Kleinprojekte, die alle gut laufen und neuen Schwung ins Dorf bringen«, sagt Gisela Bondes.
Der Verein Pamir-Hilfe liefert dafür regelmäßig die finanzielle Grundlage. Das Geld muss bar nach Tadschikistan gebracht werden. Weil die Einfuhr von Bargeld pro Reisendem beschränkt ist, wird das Geld gleichmäßig auf alle Mitreisenden verteilt. Das hat bisher immer funktioniert.
In der Planungsphase befindet sich noch der Bau einer Dorfbibliothek. Sollte die alte Bibliothek nicht saniert werden können, dann will man vielleicht eine neue an die Rückseite der Krankenstation anbauen. Fertig ist dagegen schon die Fotovoltaikanlage für die Krankenstation. In Verbindung mit einer Batterie und einem neuen Notstromgenerator ist die Krankenstation jetzt vom allgemeinen Stromnetz, das immer wieder mal ausfällt, unabhängig.
Natürlich nutzten auch beim aktuellen Besuch wieder zahlreiche Einheimische die Gelegenheit, sich von den Ärzten aus Deutschland untersuchen und behandeln zu lassen. Vor allem die beiden Kinderärzte, die mit dabei waren, hatten alle Hände voll zu tun. Da war beispielsweise eine Mutter, die ihr Baby nicht stillen konnte, weil sie keine Muttermilch mehr hatte. »Ohne unsere Hilfe wäre das Baby vermutlich gestorben«, sagt Gisela Bondes. Ein anderes Kind hatte schwere Verbrennungen an den Füßen. Auch hier konnte man helfen. »Und unsere Zahnärzte haben vermutlich Hunderte von Zähnen gerissen«, ergänzt Peter Bondes.
Weniger Gutes gibt es von den Plänen zum Aufbau einer zuverlässigen Wasserversorgung zu vermelden. Hier ist eigentlich eine Tiefbohrung geplant, um klares Wasser zu bekommen, denn das sandige Flusswasser ist gesundheitsschädigend. Der Bau einer Wasserleitung ist allerdings schwierig, weil die Flüsse unberechenbar sind und immer wieder einmal über die Ufer treten. Nun will man erst einmal bis April warten und sehen, wie sich der Fluss bis dahin ausgerichtet hat.
Informationen zum Hilfsverein gibt es unter www.pamir-hilfe.de.
Ulli Kastner