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Der Berchtesgadener Anzeiger berichtet am 17. Mai 2016:

Nach dem Erdbeben in Tadschikistan:

Bröckelnde Wände, Loch im Dach

Berchtesgadener Pamir-Hilfe baut Krankenstation in Basid neu auf – Ehepaar Bondes zu Besuch im Bartang-Tal

Berchtesgaden/Basid – Eigentlich müsste Gisela und Peter Bondes vom Berchtesgadener Verein Pamir-Hilfe zum Weinen zumute sein. Schließlich hat das Erdbeben im Dezember (wir berichteten) an der mit Spendenmitteln sanierten Krankenstation im tadschikischen Basid (Bartang-Tal) so großen Schaden angerichtet, dass das Gebäude komplett neu errichtet werden muss. Doch der Optimismus des Berchtesgadener Ärztepaares ist unerschütterlich. Bei einem Ortsbesuch im Pamirgebirge stellten sie jetzt bereits die Weichen für einen Neubau.

Gisela und Peter Bondes sind seit Jahren die treibende Kraft im Verein Pamir-Hilfe. Das Berchtesgadener Ärzte-Ehepaar hatte die Hilfsorganisation im Januar 2013 zusammen mit Freunden gegründet. Seitdem hat sich viel getan im Dorf Basid und im gesamten Bartang-Tal, einem Seitental des Pamir-Gebirges. Schwerpunkt der Pamir-Hilfe war der Aufbau einer Krankenstation im Dorf Basid, auf die man so stolz war. Doch dann kam das Erdbeben im Dezember, das die so mühsam sanierte Infrastruktur teilweise wieder zerstörte.

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Wie schlimm der Zustand der Krankenstation nach dem Erdbeben wirklich war, wussten Gisela und Peter Borides lange nicht. Nun waren sie 13 Tage im Bartang-Tal und ihre Befürchtungen bestätigten sich: »Durch das Erdbeben sind die Wände desolat, es gibt überall Risse und Löcher. Ein Stein, der vom oberhalb gelegenen Hang kam, hat das Dach durchschlagen«, erzählt Peter Bondes. Schnell kam man deshalb vor Ort zu dem Entschluss, dass eine Sanierung – noch dazu an dem gefährlichen Ort direkt unterhalb eines Steilhangs – keinen Sinn mehr macht.

Neuen Bauplatz gefunden

Zusammen mit den Einheimischen fand man einen neuen Bauplatz nur 20 Meter vom jetzigen Standort entfernt. Und weil die Zeit begrenzt war, hatte man bereits nach zwei Tagen die Baupläne erstellt und auch die Baugenehmigung liegt schon vor. Das 17 mal 11,5 Meter große Gebäude wird zwei Fünf-Bett-Zimmer, zwei Drei-Bett-Zimmer und zwei Zwei-Bett-Zimmer enthalten, außerdem einen Untersuchungsraum mit EKG und Ultraschall, eine Küche, ein Übernachtungszimmer für den Arzt, einen Abstellraum, ein Labor sowie einfache Sanitärräume. »Wir haben das Gebäude genauso groß angelegt wie das alte, damit wir das alte Dach wieder benutzen können«, erklärt Gisela Bondes.

Die Einheimischen schätzen, dass der Rohbau für rund 10.000 Euro errichtet werden kann. Gisela und Peter Bondes rechnen aber mit rund 50.000 Euro, bis alles fertig ist. Wann der Neubau eingeweiht werden kann, weiß allerdings niemand. Das hängt auch von der Motivation der Einheimischen ab. Mit dem bisherigen Planungsverlauf aber sind Gisela und Peter Bondes höchst zufrieden: »Es ist faszinierend, wie die Räder ineinander greifen. Immer wieder findet sich jemand, der einem weiterhilft«, sagt Peter Bondes.

Froh sind die Gründer des Vereins Pamir-Hilfe darüber, dass die bislang nach Basid gebrachten Geräte weitgehend heil geblieben sind und in der neuen Krankenstation wiederverwendet werden können. Auch diesmal sind Gisela und Peter Bondes nicht mit leeren Händen gekommen: In ihrem Gepäck befanden sich ein Schaltkasten für Sicherungen, große Mengen an Medikamenten, zur Verfügung gestellt vom Verein »Apotheker helfen«, zwei Laptops, Bücher für den Englischunterricht, Brillen und Sonnenbrillen.

Nächstes Mal gibt's zehn Krankenhausbetten

Wenn sie im August wiederkommen, dann wollen Gisela und Peter Bondes zehn Krankenhausbetten von der Klinik Loipl überbringen. Die müssen allerdings aufwendig per Lkw nach Tadschikistan transportiert werden. Dankbar ist der Verein nicht nur für die zahlreichen Sachspenden, sondern auch für finanzielle Unterstützung. Stattliche Spenden von 1000 Euro und darüber gaben beispielsweise das Gymnasium Berchtesgaden, das Ärztenetz Berchtesgaden, der St.-Andreas-Flohmarkt, die Arbeiterwohlfahrt und der Katholische Frauenbund. Das Geld wird man gut brauchen können, denn auch abseits der Krankenstation gibt es im Bartang-Tal viel zu tun.

Dort hat sich das Leben zwar mittlerweile normalisiert, aber der Schrecken sitzt den Einheimischen nach dem Erdbeben noch in den Knochen. »Von allen Seiten sind häusergroße Felsen in die Dörfer gestürzt, teilweise sogar über den breiten Bartangfluss hinweg«, erzählt Gisela Bondes. Bei acht Einheimischen ist die Angst vor einer Wiederholung so groß, dass sie umgesiedelt werden wollen. Sie bekommen neue Bauplätze fünf Kilometer vor Basid.

Das Hauptaugenmerk der Einheimischen liegt aber auf dem Neubau der Krankenstation. »Man hat beschlossen, dass alle mithelfen sollen. Wer nicht will oder kann, der muss eine Abgabe leisten«, erklärt Gisela Bondes. Derweilen organisiert das Ärzte-Ehepaar alles Weitere von Berchtesgaden aus. Die Liste der wichtigen Kontaktadressen wird täglich länger. Und so blicken die Pamir-Hilfe-Gründer ein weiteres Mal mit großem Optimismus nach vorne. Bis zu ihrem nächsten Besuch im August wird sich schon wieder einiges getan haben.

Ulli Kastner

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