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Der Berchtesgadener Anzeiger berichtet am 21. Oktober 2017:

Ehepaar Bondes vom Verein Pamir-Hilfe erneut im tadschikischen Bartang-Tal:

Ein neues Dach, ein Plumpsklo und eine Hochzeit

Bau der neuen Krankenstation in Basid geht dem Ende zu – Berchtesgadener Engagement löst bei Einheimischen Aufbruchstimmung aus

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Berchtesgaden/Basid – Eine »Art Aufbruchstimmung« haben Gisela und Peter Bondes bei den Einheimischen im BartangTal ausgemacht. »Die Leute packen an, sie fühlen sich nicht mehr so allein gelassen«, erklärt das Berchtesgadener Ärztepaar nach seiner Rückkehr aus Tadschikistan. Während ihres dreiwöchigen Aufenthalts haben die Gründer und treibenden Kräfte des Berchtesgadener Vereins Pamir-Hilfe vor allem den im Wesentlichen vom Verein finanzierten Bau der Krankenstation in Basid wieder ein gutes Stück vorangetrieben. Und sie durften mit den Einheimischen eine Hochzeit feiern.

Zusammen mit dem Fotografen und Dokumentarfilmer Kilian Reil aus Erlangen, dessen Vater Albert, der seine Qualitäten als Elektriker und Elektroingenieur ausspielen konnte, sowie der Berchtesgadenerin Gitta Maier weilten Gisela und Peter Bondes Ende August und Anfang September für drei Wochen im BartangTal. Die Filmaufnahmen über die Projekte der PamirHilfe sollen im August nächsten Jahres in Berchtesgaden der Öffentlichkeit gezeigt werden. Im 220 Kilogramm schweren Gepäck hatten die Berchtesgadener und ihre Freunde diesmal unter anderem verschiedene Medikamente von »Apotheker helfen«, ein umfassendes Schraubensortiment der Firma Meisl sowie ein Ultraschallgerät. Nach anfänglichen Zollproblemen, die drei Stunden in Anspruch nahmen, durfte das Material auch tatsächlich eingeführt werden.

In Basid angekommen, durften die Berchtesgadener und ihre Freunde erst einmal mit Freude zur Kenntnis nehmen, dass die für das Dach der Krankenstation notwendigen Holzsparren aus Rußland endlich angekommen und zum Großteil schon verbaut waren. Bevor man sich aber intensiv der Krankenstation widmete, ging es erst einmal auf Trekkingtour ins Pamirgebirge. Fünf Tage lang waren die Berchtesgadener und ihre Begleiter unterwegs, um die überwältigende Landschaft am »Dach der Welt« zu er kunden.

 »Wie eine Bauernhochzeit«

Kaum war man wieder in Basid angelangt, wartete schon das nächste Ereignis auf die Gäste aus Deutschland. Ein tadschikisches Paar hatte mit seiner Hochzeit extra auf das Ärztepaar Bondes und seine Begleiter gewartet. Und so feierte man ein rauschendes Hochzeitsfest, mit allem, was dazugehört: Ehrentänze, Ansprachen und regionale Schmankerl. »Das war wie bei uns eine Bauernhochzeit«, erinnert sich Gisela Bondes.

Doch ganz ohne Arbeit ging's natürlich auch auf dieser Reise nicht. Dankbar wurde beispielsweise vonseiten des künftigen Krankenstation-Personals ein Ultraschallkurs angenommen. Dazu kam eigens auch der Ärztekollege Shabon aus einem 40 Kilometer entfernten Nachbarort. Der will von Mai bis Juli nächsten Jahres nach Berchtesgaden kommen, um hier Deutsch zu lernen und einen Facharzt Ausbildungsplatz zu suchen. Mit seinen neu gewonnenen Kenntnissen will er später der einheimischen Bevölkerung helfen.

Natürlich galt die größte Aufmerksamkeit bei diesem Besuch wieder den Bauarbeiten an der Krankenstation, die mit Mitteln des Vereins Pamir-Hilfe, vor allem auch aus Berchtesgaden, realisiert werden konnte. Das Dach ist kurz vor der Vollendung, die Holzkonstruktion mit Sparren, Schalung und Holzfaserplatten inklusive Dämmung ist bereits fertiggestellt. Oben drauf kommt nun noch eine 30 Zentimeter dicke Lehmauflage.

Parallel hat bereits der Einbau von Fenstern und Türen begonnen. Das erste Fenster setzte Peter Bondes selbst. Zu Hause in Berchtesgaden hatte sich der Arzt die Arbeit von Maurer Franz Grois erläutern lassen, in Basid gab Bondes das Wissen nun an die Einheimischen weiter. Schließlich sollen sie den weiteren Einbau der Fenster und Türen selbst bewältigen. Den Winter über kann dann der weitere Innenausbau erfolgen: Elektroinstallation, das Verputzen der Wände, der Einbau des Bodens. »Neun Arbeiter werden vom Verein bezahlt«, erklärt Peter Bondes.

Dorffest zur Inbetriebnahme

Auch die Arbeiten an den Toiletten und an der Wasserversorgung haben bereits begonnen. Für das Plumpsklo hat man eine tiefe Grube ausgehoben, in der verschiedene Kammern angelegt werden. So sieht alles danach aus, dass die Station bis zum August, wenn das Ehepaar Bondes wieder ins Bartang-Tal reisen wird, fertig ist. »Dann wird es zur Inbetriebnahme ein großes Dorffest geben«, freut sich Gisela Bondes.

Natürlich wissen die beiden treibenden Kräfte des Vereins Pamir-Hilfe, dass damit ihre Arbeit in Tadschikistan noch lange nicht abgeschlossen ist. Schließlich hat sich die Hilfe aus Berchtesgaden dort herumgesprochen und auch andere Dörfer wollen ihre Krankenstationen sanieren. »Dort wollen wir zumindest beratend helfen«, sagt Peter Bondes. Ohnehin muss der Verein nach seinem Engagement um die Krankenstation erst einmal Kassensturz machen. Sollten noch Gelder übrig sein, dann will man vor allem den einheimischen Frauen gerne einen weiteren Wunsch erfüllen: den Bau eines Kindergartens.

Weitere Informationen gibt es unter www.pamir-hilfe.de.

Ulli Kastner