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Der Berchtesgadener Anzeiger berichtet am 23.12.2019:

Neue Krankenstation ist der Renner im Bartangtal

Verein Pamir-Hilfe schließt ein Projekt ab und widmet sich schon dem nächsten: dem Bau eines Kinder­gartens

Berchtesgaden/Basid – Auf ein äußerst erfolgreiches Jahr blickt der Berchtesgadener Verein Pamir-Hilfe zurück. Das Schönauer Ärztepaar Gisela und Peter Bondes, Gründer und tragende Säulen des Vereins, freut sich vor allem über die offizielle Einweihung der von zahlreichen Spendern finanzierten neuen Krankenstation im tadschikischen Basid. Bei den Feierlichkeiten im August waren die beiden zusammen mit engagierten Freunden natürlich dabei.

Mit einer neun Personen starken Gruppe war man im Sommer zur großen Feier ins Bartangtal gereist. Mit dabei auch zwei Zahnärztinnen der Münchner Vereinigung »Dentists & friends«. »Die beiden haben in neun Tagen über 400 Zähne gezogen«, erzählt Gisela Bondes. Aus dem ganzen Tal sind Einheimische gekommen, um sich behandeln zu lassen, »denn die Zähne der Einwohner sind ziemlich schlecht«, weiß die Schönauerin.

Übergabe an die Regierung

Doch bevor sich Gisela und Peter Bondes – diesmal auf Einladung der Aga-Khan-Stiftung sogar mit dem Hubschrauber – ins Bartangtal aufmachten, hatten sie noch einen wichtigen Termin bei Yodgor Faizov, dem Gouverneur der Autonomen Region Gorno-Badakhshan. Per Unterschrift übergab Peter Bondes die Krankenstation an die Regierung. »Das hat den Vorteil, dass die Regierung die Kosten für Gehälter, Heizung, Strom und Wasser übernimmt«, sagt der Schönauer Arzt.

IMG 4978Ein Schmunzeln konnten sich die Berchtesgadener nicht verkneifen, als sie die jetzt komplett fertige Krankenstation sahen. »Sie sieht aus wie eine Poststation: komplett gelb«, sagt Gisela Bondes. Zur Einweihung hatten die Einheimischen ein großes Fest organisiert, sogar Gouverneur Yodgor Faizov, vergleichbar mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten, höchstpersönlich war nach Basid gekommen. Peter Bondes und der Gouverneur durchschnitten ein Band mit roter Schleife, was vom tadschikischen Fernsehen im ganzen Land übertragen wurde. Die neue Krankenstation enthält vier Krankenzimmer mit insgesamt zehn Betten, einen Raum für die Hebamme mit Ultraschallgerät und Gyn-Liege, ein Behandlungszimmer für den Arzt, einen Apothekenraum mit Lager, ein Labor mit EKG und eine Küche.

Natürlich wurde nicht nur gefeiert, sondern auch gearbeitet. Krankenschwester Kathrin John kümmerte sich wieder um viele Patienten. Vor allem freute sie sich, dass sich ihr kleiner Patient, der an der Fischschuppenkrankheit leidet, seit dem letzten Besuch relativ gut erholt hat. Gisela und Peter Bondes hielten ebenfalls zahlreiche Sprechstunden ab, während Sepp Graßl seine handwerklichen Fähigkeiten anwenden konnte.

Für die neun vom Verein angestellten Bauarbeiter gibt es aktuell in der Krankenstation selbst keine Arbeit mehr. Doch sie haben sich bereits einer neuen Aufgabe zugewandt: dem Bau einer Banja, einer russischen Sauna mit öffentlichen Duschen und Waschhaus.

Die Pläne für den neuen Kindergarten reifen

Und die Zukunftsaussichten sind für die Bauarbeiter ebenfalls nicht schlecht, denn die Planungen für einen neuen Kindergarten laufen bereits. »Im aktuellen Kindergarten stehen 35 Kindern nur 20 Quadratmeter Platz zur Verfügung. Außerdem müssen sie bald raus, weil der Raum für die Schule benötigt wird«, weiß Peter Bondes. Thomas Köppl vom Eine-Welt-Kreis Oetwil hat bereits entsprechende Pläne am Computer entworfen. »Der Bau passt sich an die Krankenstation an«, sagt Peter Bondes. Die Pläne werden aktuell verfeinert, außerdem sammelt man noch Gelder. Im April wollen Peter und Gisela Bondes wieder ins Bartangtal reisen, dann soll der Startschuss für das neue Projekt fallen.

Außerdem im Visier hat der Verein den Aufbau einer Wasserversorgung. Denn das sandige Wasser aus dem Bartang-Fluss verursacht bei Einheimischen – und vor allem auch bei den Besuchern aus Berchtesgaden und ihren Freunden – regelmäßig Durchfall.

Wie üblich, nahmen sich die Besucher wieder ein wenig Zeit zur Erkundung des eindrucksvollen Pamir-Gebirges. Diesmal ging es in einem Nachbartal hinauf zum Saressee, der im Jahr 1911 durch einen gewaltigen Bergsturz mit einer Gesteinsmasse von ca. zwei Milliarden Kubikmetern entstanden war. Die Dammkrone ist fünf Kilometer lang und 567 Meter hoch. Auch auf der Heimreise konnte man noch einmal die endlose Weite des Pamir-Gebirges genießen. Sie führte über den Karakulsee, die kirgisische Stadt Osh bis nach Bischkek, Hauptstadt und zugleich politischer, wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt Kirgisistans.

Informationen zu den Projekten des Vereins gibt es unter www.pamir-hilfe.de.

Ulli Kastner

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